Krank und Autonom
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Demut !…

Nun ist aber genug… der redakteur des freitags tut mir leid. das ist nicht zynisch gemeint, sondern wirklich aus einem grad von innehalten heraus. der hat sich da auf etwas eingelassen und hat vielleicht nicht geahnt, dass so krebskranke ganz schön agressiv sein können. da geht es ja nicht um haß, weil die welt für uns gerade leider nicht im vollen umfang mehr zu genießen ist. oder wahrscheinlich sogar nie mehr. es geht um die art wie da manche leute alles in eine topf werfen. ich empfinde seit meiner erkrankung – ob ich es will oder nicht , und manchmal will ich es gar nicht, da will ich nicht wieder heulen oder zumindest nicht mit abstürzender stimme meinen freunden von einem abschiebefall, von anschlagsopfern oder einem flüchtlingsfall erzählen, über den ich gerade gelesen habe. damals habe ich das auch gelesen, aber schneller, informativer. da war die stimme sehr stabil, klar… ich habe gesagt, dass sowas nicht geht und michdagegen geäußert, aber genauso schnell auch wieder an etwas anderes gedacht. heute bleiben diese themen länger… und wenn ich dann lese wie plötzlich krebs und ausschwitz zusammengehören, muß ich trotz der grausamen bilder, die ich von krebs gesehen habe, sagen, dass ausschwitz doch eigentlich so unvergleichlich ist, so unsagbar grausam im gegensatz zu uns und unserem körper, der im falle von ALS, MS, Parkinson, Krebs, usw… einen eigenen fehler produziert. was hat da ausschwitz mit gesundheitssystem, was mit krebstherapien zu tun? ausschwitz wurde von menschen gemacht, damit andere verschwinden. und wer vielleicht MEA CULPA in wien an der burg sehen konnte, der hat sicher gemerkt, dass ich so froh war, dass nach der KIRCHE DER ANGST mal wieder das absurde lachen zurückgeekommen ist. dass es mit dem ganzen selbstmitleid und mit dem sich selbst ertragen zu müssen nicht immer so weiter gehen kann.

wir patienten können wirklich ganz schön scheiße sein. und die erschöpfung, die wir da erleben , und die dann meist diese depression in uns verstärkt, die kann auch dem liebsten partner das essen oder das wochenende oder die nacht verderben.
als dann aberr eine mit dem FREITAG versehene eintragung : netz-community schrieb, dass die, die sich in dem artikel auf den schlips getreten gefühlt hätten und bitte die netiquette waren sollten, da wollte ich sofort wieder reinschreiben. aber zum glück klingelte es an der türe und die nachbarin stand da mit ihrem kleinkind und bat darum kurz mal aufzupassen. und als das kind dann für 30 minuten hier rumschrie und irgendwelche holzsachen gegen die wand donnerte, da dachte ich der kleine macht das genau richtig. der findet es scheiße, wenn er da ohne rückfrage übergeben wird. und da habe ich dann auch mitgebrüllt und auch ein paar teile durch die gegend geworfen. da war er buff und ganz schnell ruhig. also so kam es zu kenem weiteren eintrag, auch wenn dieses auf den schlips treten doch eigentlich ein auf den kopf scheißen gewesen war. ich hatte genau an diesem tag wieder die CT - untersuchung gehabt. meine haare waren nach absetzen der tablette wieder gewachsen, jetzt sogar leicht lockig, die entzündungen an den fußnägeln waren alle weg, auch die vielen eiterpickel an den beinen und im gesicht. und vor allem der hunger war zurückgekehrt und das essen schmeckte endlich mal wieder nach essen und nicht nach pappkarton. und nun lag ich da sehr sicher, dass alles gut würde. und aino saß nebenan vor den monitoren, während die maschine um mich herumratterte. dann das kontrastmittel in die ader, es wurde warm, dann wieder kopf, oberkörper bis inklusive der leber. - und jetzt merke ich wie ich mich wieder ärgere. darf ich sowas überhaupt schreiben. das nervt doch habe ich gelesen. diese beschreibungen werden doch als selbstdarstellung angesehen. dass man in dieser röhre die einsamkeit ganz neu entdeckt, scheint vielen nicht klar zu sein. alleine in der lottotrommel. bingo oder niete…  - und dann spüre ich wieder diese neue kraft – und da bin ich dem herrn vom freitag fast schon dankbar – diese wut sich zu wehren, wehren zu können ! noch !  es geht doch nicht ums ausweiden ! An soetwas habe ich auch kein interesse, aber vielleich merken die “gesunden” allwisser, dass ich/wir schildern und dadurch vielleeicht auch manchmal etwas mehr verstehen können, nämlich was uns in der seele so wahnsinnig weh tut. klingt das pathetisch?  Ohje.. die selbstzensur hat begonnen. In KIRCHE DER ANGST gab es aber glücklicherweise sehr viele fremdtexte von beuys bis kohelet. und beuys hat eben vom leidwesen geredet. und das war für mich damals im krankenhaus der ausdruck, der mir so merkwürdig vorkam. mittlerweile ist leidwesen etwas wie geldwesen, rechtswesen, usw… das leidwesen ist ein teil meines weltbilds geworden. ich muß mich nicht in ”Verkleidungen” werfen, um mitleid zu haben. und ebenso muß ich mich auch nicht mehr vom heulen und leiden distanzieren. leid als ein ganz natürlicher teil des persönlichen geistes. über millionen von jahren erprobt und plötzlich ins rationale übertragen. (womit ich nicht den sündenfall meine.) Nein, gerade  hat lars von trier in Titel Thesen Temperamente zu seinem neuen film DER ANTICHRIST geredet und gemeint, es gäbe wahrscheinlich kein mitleid. da wäre er sich fast sicher. und genau das habe ich vor der krankheit auch gesagt und geschrieben. und trotzdem ist lars von trier dabei kein zyniker, sondern eine figur wie kohelet. er verwehrt sich gegen die öffentliche zurschaustellung von mitleidsbekundungen, und vielleicht wollten das auch die autoren, die dann in diesen distanzton geraten sind. ob gott deshalb unbedingt tot sein muß… naja ganz auszuschließen ist es nicht. vielleicht ist es genau dieser gott, der uns dieses mitleidsheucheln so leicht gemacht hat, das die evolutionsgeschichte zur märchenstunde verkommen ist. zum glück ist krebsforschung neuerdings die reinste evolutionsgeschichte und kein sündenfall. deshalb versuche ich in zürich in renè polleschs neuer inszenierung ende november/anfang dezember mitzuspielen und einen text von ihm zur GEBURT DER TRAGÖDIE AUS DEM GEISTE DER MUSIK als Tisch- und Verhör-oper selber zu inszenieren. das nur als vermerk für einen späteren text .(…) jedenfalls kam ich da also aus der röhre, und aino und ich gingen dann hoch zu dr.grah. und als wir den raum betraten (erinnert an bataille .,… “die lust erwachte als die mutter den raum betrat”), da sah der sehr blass aus, rollte den monitor zu uns rüber und sagte: sie sind wieder da ! …. und da waren sie wieder diese zig weissen flecken auf der letzten lunge. und da brach für uns ein ganzes zukunftsbild zusammen. wie bei so vielen !…. also niemand ist da wirlkich allein, aber trotzdem ist es für jeden mehr als individuell ! es ist die reinste offenbahrung, dass es unsterblichkeit im eigenen körper gibt. Unsterblichkeit, die einen töten kann. (dazu würde ich gerne mal im bezug zum antichristen was schreiben… und machen…) (und musik dazu von NONO und Tim henkel). doch leider haben sie die doris heinze beim ndr vertrieben. eine der ganz wenigen, die auch mal etwas andere filme produziert hat… und oskar roehler hat sie auch sehr gemocht, und ich trauer darum, auch wenn das wirklich scheiße war, was da mit den falschen namen so gelaufen ist. allerdings habe ich gehört, dass es da beim WDR gnauso merkwürdige produktionsfälle geben soll. also nicht unbedingt falsche namen, aber eben großes gekungel wer was produzieren darf,… vorausgesetzt, dass….  aber hoffentlich stimmt das nicht, was man mir da erzählt hat… der arme WDR… der war ja wirklich mal ganz toll, damals mit “joachim von mengershausen” und diesem redakteur mit dem “K” am anfang … schon vergessen…. – tschuldigung ich schweife ab, aber es hat keine 4 stunden nach der CT-Untersuchung gebraucht, da brach in meinem kopf ein solches feuerwerk an neuen gedanken aus, dass ich mich seitdem damit über wasser halte. gedanken zum leidwesen, zum antichristen, zu dionysos und apollon (gott des lichts!)… – (…) nun nehme ich also wieder diese tablette. und wenn sie nicht anspringt, dann habe ich in 4 bis 5 monaten einen drastischen kräfteeinbruch hat der arzt gesagt. am selben abend muß in burkina faso ein solches unwetter losgeregnet haben, dass über 100.000 menschen ihre häuser und hütten verloren haben. und francis kere (der architekt aus Burkina), der gerade wieder mit thomas goerge unten ist, um weiter nach einem standort zu suchen, sagte, dass die leute wirklich alles verloren haben, aber schon am nächsten tag begonnen haben, wieder zu bauen. und genau am abend nach dem CT und den nachrichten las ich diesen kommentar und habe gemerkt, dass es noch sehr viel kraft gibt, anderen leuten zu erzählen, was es so auf sich hat, wenn man diese erde vielleicht wirklich bald verlassen soll. und das mein buch so gut läuft, freut mich ungemein, weil ich dadurch noch mehr geld für das afrikaprojekt habe. und ende dezember gehts los mit dem ersten schulbau. ob in burkina faso hängt noch von den vertragsverhandlungen mit der regierung ab. aber eines ist klar: für so oberflächliche alles in einen topf-angriffe, die wieder mal den alten deutschen schreibtisch”wisser” bestätigen, ist kaum noch zeit. und meine wut an diesem abend war sogar ein geschenk. vielleicht sieht man sich ja mal (der mann vom freitag und ich)… und nun wenden wir uns jedem zu, der von sich was zu erzählen hat. und wenn es langweilt, dann kommt dieses wörtchen aus der überschrift : “demut”… aber eigentlich mag ich dieses wort jetzt überhaupt nicht mehr ! demut? na gut,… bin müde…  gute nacht, CS  (ps: behalte mir vor den artikel hier die nächsten tage nochmaal durchzulesen und eventuell zu korrigieren, aber ich muß ins bett.)

 

50 Kommentare zu “Demut !…”

  1. Lina
    7. September 2009 um 11:39

    Liebe alle,
    ich kann das total nachvollziehen, dass man nach so einer Woche allseitige Demut empfindet. ich bin nicht demütig, habe auch eine ganz andere woche im genick. Ich muss – auch ohne Krebs – auch ab und an mal einen abend am tisch sitzen bleiben, und das nicht alleine, wenn ich was höre, wie aufgrund meiner Arbeit bspw. kindersoldaten-Biografien, oder eben einfach die Geschichten so mancher Freunde und deren Familien. Dann bin ich offen, wund und ahnungslos, dann kommt Angst und Demut und irgendwann auch vielleicht Kraft. Um so eine Geschichte handelt es sich aber hier nicht.
    Wenn Herr Angele sich entschuldigt, dann ist das in Ordnung. Ansonsten finde ich, ist es das nicht. Der Ablauf: Egal, unwichtig, anderem zuwenden, arbeiten, zeit nutzen, aufbauen, nicht aufreiben, keine mediale schiffschaukel mit dem kopf stoppen geht auch ohne Demut.
    Ganz herzlich,
    Lina

  2. Alexander Dill
    7. September 2009 um 13:31

    Diese Parallelen: Das sitze ich hier an der Errechnung einer Alternative zum Bruttosozialprodukt, die Burkina Faso zu einem investionswürdigen Land machen soll, während Christoph dort bauen möchte, also genau das tut, was das Ergebnis meiner Arbeit sein soll. Warum tun wir das überhaupt? Um gut und beliebt zu sein? Um nicht als Egoisten in einer Welt aufzufallen, wo jeder in einem Hilfsprojekt mitarbeiten muß, wenn er nicht aus der Gesellschaft ausgestossen werden möchte? Als Kultursoldaten in einer Weltarmee der Bekehrung zu “Demokratie” und “Marktwirtschaft”?
    Die Antwort ist: Wir wissen nicht einmal warum und für wen wir das tun.
    Wir haben nur gelernt, das Tun immer dem Nicht-Tun vorzuziehen ist – auch dann, wenn wir Krebs oder MS haben. Und wenn es je gestimmt hätte, dass wir Krebs eben deshalb bekommen, weil wir viel zu viel tun, dann wäre unser Tun immer nur neuer Krebs. Wir bringen ihn dann nach Burkina Faso, wo er nach 200 Jahren Inkubationszeit ebenfalls zur Volkskrankheit wird.

  3. Daniel
    7. September 2009 um 23:57

    Der Artikel von Herrn Angele ist so unglaublich kurzsichtig wie oberflächlich.
    Auschwitz und Krankheit zu vergleichen, ist leider einfach nur dumm.
    Als ob Leid eine Währung wäre die man konvertieren könnte.

    Ich finde es gut, dass Du nicht weitere Zeit und Energie damit verschwendest mit einem unbelehrbaren zu diskutieren, der durch seinen unbedeutenden Artikel eh schon viel mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, als dieser verdient.

    Was maßt sich Herr Angele denn an, Dir zu sagen, wie Du in der Öffentlichkeit mit Deiner Krankheit umzugehen hsat?
    Ist er das moralische Metakorrektiv dieser Öffentlichkeit?
    Öffentlichkeit ist nichts weiter als eine Ressource und jeder der sie zu nutzen weiß kann sich ihrer für seine Zwecke bedienen.

    Vielleicht kann manch einer es einfach nur nicht leiden, dass Du momentan ein großes Stück vom Kuchen Öffentlichkeit abbekommst und er einfach Zeit seines Lebens an dem Krümel knabbern muss, der ihm jetzt ausnahmsweise mal zu Teil wird.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wieviel Energie
    Du trotz oder auch gerade wegen der Krankheit in Deine Projekte investierst und wieviele es sind.

    Da jammern viele Gesunde, mich eingeschlossen, rum, dass sie keine Zeit und Energie für nichts haben und dann muss ein Krebskranker kommen um ihnen zu zeigen, was es heisst, das Leben voll und intensiv und für den Moment und aber auch für die Zukunft zu leben.

    Darüber öfter mal was in den Medien zu lesen wäre wahrscheinlich viel gewinnbringender für uns alle. Aber da bekommt man dann wahrscheinlich als Redakteur nicht so schnell öffentliches Interesse und die Aufmerksamkeit die man ja auch gerne unbedingt haben möchte.

    Ich kann nur sagen Chapeau Christoph Schlingensief und ich freue mich schon sehr darauf, Dich bei 3 nach 9 zu sehen.

  4. Alı Selım Bahar
    8. September 2009 um 21:46

    Gruss aus Istanbulş hıer ıst eıne Ausstellung von jOSEPH BEUYSŞ werdeç.

    Şçhlıngensıfö, und aıno bıtte wenn sıe komme nach ıstanbulş sıe uns besuchen ım Kğnstler.caffe

    allah ıst auch beı ıhnenö

    y ıac shamlar, allah akhbar
    Alı

  5. Anne Moormann
    11. September 2009 um 14:03

    Mitleid ? Eine übertriebene Gefühlsregung für Dilettanten…

    Lieber Christoph Schlingensief, ich wünsche Dir von Herzen alles alles Gute und freue mich schon auf den
    Benefizabend in Hamburg am 10.10. !

    Viele liebe Grüße.

  6. ute ruth bukowski
    11. September 2009 um 17:19

    …der brief von daniel (7.9.09) hat mir sehr gefallen ,schliesse mich da an.
    auch bei den wünschen…
    gruss utebukowski

  7. ute ruth bukowski
    11. September 2009 um 17:22

    der brief von daniel (7.9.09) trifft es genau!
    ich schliesse mich da an.
    …auch bei den wünschen!
    gruss utebukowski

  8. Katalin Wangerin
    11. September 2009 um 23:58

    Lieber Christof Schlingensief, ich habe sie soeben
    in der Sendung 3nach9 gesehen und bewundere Sie, wie offen Sie mit der Krankheit umgehen, zumal ich weiß, wovon Sie sprechen, da ich selbst vor 2 Jahren die Diagnose Brustkrebs hatte. Dank einer positiven Einstellung und den Büchern von Bernie Siegel “Prognose – Hoffnung” und “Mit der Seele heilen” und der Simonton-Methode habe ich die Krankheit bis jetzt gut bewältigt. Ich bewundere Sie und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Lebensaufgabe – Katalin

  9. Imogen
    12. September 2009 um 02:02


    auch ich habe heute Abend die Sendung 3 nach 9 gesehen und habe mir unmittelbar nach Ihrem Interview diese Internetseite angesehen. Es ist wirklich das erste Forum bei dem der Mensch und nicht die Erkrankung im Mittelpunkt stehen sollen. Das ist sehr wohltuend.
    In anderen Foren bin ich gleich wieder rausgegangen, weil die Diskussionen einfach nur Angst gemacht haben. Dabei suche ich seit nunmehr einem Jahr händeringend nach gleichaltrigen Betroffenen. Ich weiß, dass es sie irgendwo geben muss, aber ich komme überall nur in Kontakt mit Betroffenen, die meine Mütter sein könnten.

    Gestern vor einem Jahr war ich erstmals beim Frauenarzt und kam nach Hause mit der Gewissheit “da stimmt was nicht”. Es galt noch 6 Tage zu warten bis mein Mann und ich die Diagnose Eierstockkrebs erfuhren….
    Seltsam, diese Seite soll die Erkrankung beim Namen nennen und dann bleiben doch viele sehr vage und unkonkret in der Bennenung.
    Da ist sie wieder, diese Scham! Warum – und vor allen Dingen wovor? Weil wir nun stigmatisiert sind? Das auf jeden Fall. Krebs ist eine Stigmatisierung.
    Eierstockkrebs hat mir mit 25 meine Mama genommen und nun ist er für mich mit 36 die Zerstörung eines Lebenstraums von Mutterschaft, Kindern und Familie.
    Werden wir ausgegrenzt? Räumlich, seelisch, menschlich? Kommt drauf an wie wir damit umgehen. Ich war während der Chemo sogar mal mit Mundschutz im Ballett gewesen. Das hat nun wirklich viel Überwindung gekostet, aber ich wollte unbedingt in die Aufführung und habs dann einfach gemacht. So viel zum Thema: Autonome Patienten! Ich fühlte mich wirklich super gut betreut, aber zwei Mal bin ich wegen der Überbehütung durch die Ärtzte wegen der schlechten Neutrophilen echt explodiert. Und bin dann wie gesagt im Winter zur Haupterkältungszeit ins Theater und auch zu einer Freundin ins Krankenhaus, um ihr Neugeborenes zu begrüßen – mit schickem Mundschutz. Na ja, im Krankenhaus bist man da ja weniger aufgefallen als im THeater…Mir hat es seelisch gut getan und ich habe mir auch keinen Infekt geholt.

    Auch für mich ist dieses Wort KREBS kaum aussprechbar. Und schon immer habe ich mich über diesen eigentümlichen Namen gewundert.
    Ab dem Tag der Diagnose habe auch ich geschrieben. Schon immer gerne – und nun exzessiv. Ich kann meine Not nicht verstecken und so sind wir offensiv mit der Erkrankung umgegangen. Ich habe Rundbriefe geschrieben und so Freunde und Verwandte informiert. Habe berichtet von meinen Alltag, meiner Not, meinen Gefühlen – und all der Gnade, die ich in der ganzen Scheiße täglich erleben durfte. Und ich war immer wieder überrascht, dass diese Briefe meinem Umfeld eine Brücke zu mir und meinem Mann bauten. Selbst gute Freunde berichteten, dass die Berichte immer wieder halfen die Scheu und die Hemmungen zu überwinden, um mir zu begegnen. Und was für Begnungen ich erleben durfte – viele Menschen haben da wirklich Mut bewiesen und Ideenreichtum bewiesen. So wurde mir beispielsweise meine Lieblingsrose aus einem Garten in Ostfriesland in einem Weinflachenpaket geschickt. Sie hat den Transport überlebt und betörte mich eine Woche lang mit ihrem Duft im Novembergrau. Habe noch nie gehört, dass jemand Rosen im Postpaket verschickt hat….

    Ich würde so gerne von diesen Menschen berichten, die so kostbar sind. Ohne sie wäre das letzte Jahr unerträglich gewesen. Was fange ich nur an mit all meinen Geschichten…..Soll auch ich ein Buch schreiben – das 500. Buch eines Krebs-Betroffenen? Aber mir hat das Buch “Heute bin ich blond” von Sophie van der Stap so gut getan. Es war so brutal ehrlich, dass ich immer nur weiter lesen konnte, wenn ich selber so weit in der Therapie war. Es hat so gut getan, die Berichte einer so jungen lebensfrohen jungen Frau zu lesen. Ihr zweites Buch habe ich noch nicht gelesen, aber ich stehe nun 4 Monate nach der letzten Chemo und einen Monat nach der Reha vor der gleichen Frage, was ich mit meinem Leben nun anfange…..

    Es ist gut, dass auch sie berichten Herr Schlingensief.

    Von der Ostsee grüßt
    Imogen

    P.S: Warum ist diese Seite so furchteinflössend schwarz. Da kriege ich auf Dauer echt Beklemmungen beim Lesen und Schreiben. Es passt auch eigentlich nicht zur Intension der Seite……

  10. Katalin Wangerin
    12. September 2009 um 09:40

    Hallo Immogen,
    vielleicht ist diese Seite für Sie so furcherregend schwarz, weil sie “schwarz” sehen? Meine beiden Töchter waren beide etwa in ihrem Alter krebskrank (Brustkrebs – Prognose: 1 Jahr – gesund seit 11 Jahren! – Leukämie; (gesund nach Transplantation seit 7 1/2) Jahren). Ich hoffe, das macht Ihnen etwas Mut.
    Das Buch von Carl O. Simonton “Wieder gesund werden” hat uns allen dabei geholfen und:
    G l a u b e – L i e b e – H o f f n u n g
    und unser Zusammenhalt und die Zuwendung und Anteilnahme vieler Menschen.
    Heben sich diese drei Wörter nicht wunderbar von dem schwarzen Hintergrund ab? – Ich wünsche Ihnen außerdem viel Mut, Kraft und Gesundheit! – Katalin

  11. Fred Fredson
    12. September 2009 um 13:13

    Guten Tag Herr Schlingensief!

    Ich weiß gar nicht so recht was ich sagen will. Erstmal aber vor allem, dass sie genau das über die FDP gesagt haben, was ich auch vielen Leuten erzähle. Aber keiner hat den Mut, das mal zu sagen. Schön, dass sie es getan haben. Ich würde mich nicht zwingend als links oder so bezeichnen, aber es geht auch um eine Frage der Logik. Wer wollte Marktfreiheit und den Schrott? Wer will die Finanzbranche nicht regulieren? Wer vertritt die Ideologie der Krise? Und dann können viele nicht mal für 2 cent (haha) nachdenken, wen man nicht wählen sollte.

    Die Aufklärung ist in dem Punkt schon gescheitert, wo Menschen gegen ihre Interessen wählen, ohne es zu wissen!

    Zweitens find ich, dass ich mich leider zu wenig mit Ihrer Kunst beschäftigt habe. Was jetzt kommt hört sich ziemlich seltsam an, ist aber so: Sie sind für mich der einzig ernstzunehmende Künslter in diesem Land, trotzdem beschäftige ich mich zu wenig mit ihrem Kram. Muss an mir liegen. Keiner meiner Freunde kann meine Bewunderung nachvollziehen. Alle verstehen das nicht was sie machen. Ich bilde mir ein, es zumindest ein Stück weit zu verstehen. Sie haben die richtigen Ideen.

    Wie oft kam jetzt “ich” vor in diesem Text? Einmal noch: Ich hoffe sie besiegen die Krankheit.

  12. utebukowski
    12. September 2009 um 17:41

    …war das eigentlich ein zufall,dass G.di Lorenzo bei 3nach9 auch so eine schamgrenz-überschreitungs-frage bei krebs-veröffentlichungen stellte? und ähnlich reagierte wie der faz-journalist?
    oder war das geplant?
    es war ein sehr spezieller moment…
    peinlich für di lorenzo, finde diese haltung unreif.
    gruss und viel glück
    ute ruth bukowski

  13. Dr. Alexander Dill
    12. September 2009 um 22:14

    Ich habe das Gefühl, dass nach diesem Artikel hier dieses Forum von Christoph wohl nicht mehr versorgt wird:
    http://www.bild.de/BILD/unterhaltung/leute/2009/09/12/christoph-schlingensief/krankheit-ist-zurueck.html
    Schade….Auch der Frteitag-Kommentar von Christoph erscheint nun nicht mehr authentisch, denn was ist denn an Welt, dpa und Bild so viel respektvoller wie an Freitag?

  14. Stephanie Kamara
    13. September 2009 um 02:06

    Hallo Christoph, ich finde, daß Du ein ganz besonderer Mensch bist. Deine Direktheit und die Art und Weise, wie Du Dich auszudrücken vermagst, berührt mich sehr. Ich kann Deine Gefühle sehr gut nachvollziehen und alle bigotten Voyeuristen darauf hinweisen, daß wir alle hier auf dieser komplizierten, aber manchmal auch schönen Welt nur Gäste sind und die Meisten von uns, bevor sie denn ihren Besuch in der Regel unfreiwillig beenden müssen, von Krankheit heimgesucht werden. Und das ist der springende Punkt. Das kapieren die Meisten noch nicht, oder erst zu spät, denn sonst würden sie sich menschlicher verhalten. Ich war 28 als ich meinen Mann , gerad 30 geworden, abgeben mußte.Ich fand das so brutal und habe alle älteren Überlebenden, die wir während der ganzen Krebszeit kennengelernt haben, gehasst. Einer davon wohnt hier in meiner Stadt. Er ist jetzt bestimmt schon über 80,wieder sehr fit(wahrscheinlich hat ihm da auch seine Gutsituiertheit geholfen) und in der Apotheke, in der ich ihn das erste Mal nach 5 Jahren wiedersah, sprach er mich an:”Ich habe doch mit Ihrem Mann damals auf einem Zimmer gelegen. Ich hab das gelesen. Er hat es ja leider nicht geschafft.” Meine Gefühle schwankten zwischen Sprachlosigkeit, Wut und ohnmächtiger Trauer.Ich empfand das einfach als eine bodenlose Unverschämtheit mich auf so ein sensibles Thema vor der Apothekerin und meiner kleinen dreijährigen Tochter einfach so anzusprechen. Fühlte mich danach nochmal als richtige Verliererin. Hab das dann oft thematisiert und bin ihm nochmal begegnet und es, obwohl ich es mir wirklich vorgenommen hatte, nicht geschafft,ihm noch das Passende dazu zu sagen.Wollte nicht primitiv sein. Bin es aber wohl. Mein Mann ist jetzt schon 8 Jahre von hier weg und ich beneide ihn um mich. Ich habe einfach alles gemacht, was er wollte und so wurden ganz allmählich alle selbstverständlichen Tabus und Ängste gegenüber Arzten, Pflegepersonal und auch der Gesellschaft aufgehoben. Wir haben das gemacht, was er wollte und ich habe das alles durchgesetzt und uns nicht einschüchtern lassen.Er wollte dann eines Tages nicht mehr ins Krankenhaus und man hat uns dann gedroht, was alles passieren kann…Wir haben dann noch ganz schön weitergelebt und am 2. Januar 2001 ist er dann ganz friedlich eingeschlafen. Zuhause in Beisein von mir und noch 2 Freunden.Ich beneide Ihn darum und bin heute sehr froh, dass so gemacht zu haben. Wünsche mir für mich dasselbe, bin mir aber nicht so sicher, ob mein Umfeld alles so mutig machen würde, wie ich damals. Ich will Dir eigentlich nur sagen: Mach was Du willst, es gibt nur zwei Möglichkeiten (sterben oder überleben). Ich wünsche Dir natürlich das Letztere, weil Du gut für die Welt bist und besser andere schon eher gehen könnten, die hier nichts als Scheiße fabrizieren. Mein jetziger Partner kommt aus Burkina Faso und sagt immer: Die Welt ist wie ein großer Supermarkt. Man kann nur ein bißchen gucken, dann muß man schon wieder nach Hause.Und lacht sich dabei schlapp!
    Machs gut und grüß Burkina
    Dein aufrichtiger Fan Stephanie

  15. susi
    13. September 2009 um 13:46

    es gibt genug räume, in denen man sich fragen kann, ob jemand beispielsweise authentisch oder nicht rüberkommt. ich weiß aber nicht, inwiefern eine seite bzw. ein forum, in dem es darum geht, dass menschen sich über ängste und fragen, die sie in zusammenhang mit krankheiten haben, austauschen können, der richtige raum dafür ist. wenn die autorInnen so kommentiert werden, entmutigt das vielleicht sogar andere, sich hierher zu wenden. und was auch entmutigen wird: in diesem forum ist niemand gezwungen, regelmäßig jeden zweiten tag was zu schreiben. das erzeugt nur druck. und verdeckt den anspruch dieser seite.
    ich weiß, ich misch mich auch grad einfach nur ein, bin aber auch schon fertig und rühr mich dann auch gleich nicht mehr.
    liebe grüße
    susi

  16. -
    14. September 2009 um 03:25

    Wer solche als jene beleidigt, urteilt darüber, dass manche beleidigt wären.

  17. juimka
    15. September 2009 um 10:38

    Lieber Christoph Schlingensief,
    mir fällt immer wieder aufs neue auf,dass die nicht krebskranken, oder einmal betroffenen sich nicht vorstellen können, wie man von einer kontrolluntersuchung zur anderern sich fühlt(heute mittag ist meiner!). man befindet sich in einer zwischenwelt mit angststrudeln, ohnmacht, nebel & kampfgeist. auch alltägliche dinge, wie sie auch schreiben, dass das essen nach pappe schmeckt und eigentlich jede körperöffnung wund ist und man immer nur hofft, dass es vorbei geht! das gefühl für die zeit geht verloren!> mir pers. kommt es nur noch darauf an sinnvolles/anderern nützliches zu tun! mich gegen ungerechtigkeiten zu angagieren, oder auf nicht beachtete schöne dinge im alltag aufmerksam zu machen, oder qigong bei zu bringen >>> behalten sie ihre kräfte für sich, damit sie wieder gesund werden!!!! manche menschen rauben einem zu viel energie, auch wenn man ihnen gegenüber immer wieder erklärungen, oder richtigstellungen liefert.> > viele scannen alle täglichen eindrücke, egal wo (zeitungen/tv/menschen/u.v.m.)in sekundenschnelle ab mit einer benotung und verstauen das auf der festplatte ihres gehirns.>>>ich wünsche ihnen aufrichtig von herzen alles gute & viel kraft- sonnigen gruß aus friedrichshain von juimka

  18. Selim Bahar
    17. September 2009 um 16:09

    Merhaba
    und vıele Gruesse von Bosporus

    von Kuenstler fuer Kuenstler

    Selım

  19. Dr. Alexander Dill
    17. September 2009 um 21:33

    @juimka: Wie sollen wir das auch? Etwas Gutes für andere zu tun, ist auf jeden Fall eine tolle Idee. Für Kranke und Gesunde.

  20. Rüdiger
    29. September 2009 um 09:49

    Ganz genau, ich gehe mit no 19 passgenau kongruent d´accord.
    Diese Seite ist das beste, was ich seit den Landsberger Gesprächen anno 73 in der deutschen Kulturlandschaft habe aufblühen sehen.
    Mehr zu meiner Person bei Interesse unter Solidargemeinschaft.eu/rüdigerknoll

    Es grüßt aus Helsinki
    Phil.habil.hc. Rüdiger Knoll

  21. Felicitas
    30. September 2009 um 10:17

    Hallöchen,

    ich finde diese Seite auch ganz okay, aber war das eigentlich die Fragestellung?

    Und Rüdiger, Landsberger Gespräch, was war das noch mal?
    Ich bin in den 80ern geboren…

    Love,
    Feli

  22. Dr. med. Karies
    30. September 2009 um 14:59

    Hallo Felicitas,

    ich bezweifle, dass Herr Knoll weiß, wovon er redet.
    In Helsinki gehen die Uhren ein bißchen anders…

    Viele kollegiale Grüße an Herrn Schlingensief und sein Assistenten-Team.

    Grüße aus Ulm
    von Thorsten

  23. Katharina
    1. Oktober 2009 um 23:49

    Achtung! Diese Seite wird zensiert. Giovanni di Lorenzo, war da jemals ein Kommentar? Nein!??????

  24. Katharina
    1. Oktober 2009 um 23:55

    Da hat sich Giovanni die Ehre genommen und auf die Verurteilung hin, wie er Schlingensief die Frage nach der Scham stellen konnte, seine Motivation diesbezueglich dargestellt. Aber sein Kommentar war kurz darauf verschwunden; ebenso meiner; nur derjenige, der angegriffen wird? sollte sich doch verteidigen duerfen, oder ist das hier eine Veranstaltung, wo Kranke auf Gesunde einpruegeln, die kein Verstaendnis heucheln?
    Zornige Gruesse,
    Katharina

  25. Karin
    2. Oktober 2009 um 16:22

    Hallo Katharina,

    den Kommentar von Herrn di Lorenzo hatte ich kürzlich auch auf diesen Seiten gelesen und weiß, noch, dass ich ihn inhaltlich sehr überzeugend fand, ebenso auch deinen/ihren Beitrag.

    Eventuell sind die Kommentare im Zuge der Säuberungsaktion von spams versehentlich gelöscht worden???

    Viele Grüße
    Karin

  26. erniebert
    2. Oktober 2009 um 20:39

    hallo fans,

    von uns ist auch ein kommentar verschwunden, wir wollten frau birgit noch mal herzlich grüßen, sehr herzlich.
    aber wir haben es jetzt verstanden, wir sind wohl hier nicht erwünscht.

    traurig, traurig traurig

    ernie&bert

  27. Katharina
    6. Oktober 2009 um 19:06

    Hallo Karin,

    das ist ja nett, dass Sie sich melden. Jetzt sind die Beiträge zwar weg, aber so gibt es jetzt wieder Platz für die Gedanken anderer und auch zur Spurensuche. Also, mich würde interessieren, falls Sie Lust dazu haben, zu lesen: Was fanden Sie denn daran so überzeugend?

    Viele Grüße

    Katharina

  28. Karin
    6. Oktober 2009 um 19:37

    Na, Katharina,

    das ist ja eine ganz schöne Herausforderung für mich, jetzt nach Feierabend meine grauen Zellen noch dermaßen zu strapazieren. Es ist ja schon eine ganze Weile (10 Tage ?) her, dass ich den Beitrag von di Lorenzo gelesen habe.

    Zumindest von Ihrem Kommentar ist bei mir hängen geblieben, dass Sie schrieben, Herr di Lorenzo habe im Talk um 3nach9 sehr einfühlsam Herrn Schlingensief eröffnet, dass es ihn (G.d.L.) selber “zu sehr verletzen” würde, solche privatesten Innenansichten wie in “Tagebuch einer Krebserkrankung” zu veröffentlichen.

    Überzeugend an dieser Äußerung fand ich den Moment in der Sendung selber, als er das sagte, denn man spürte geradezu die Luft knistern vor unterdrückter Spannung, und seinem Bemühen, “niemandem weh zu tun”.
    Sich selbst verletzlich machen, indem man zuviel von sich preisgibt… das geschieht wiederum nur, wenn man verletzende Äußerungen von anderen nicht von sich fernhalten kann, weil man sie auf sich selber bezieht, sie sozusagen “aufgreift”.
    Wer also dazu neigt, Äußerungen von anderen auf sich zu beziehen, zu verinnerlichen und sich darüber aufzuregen, tut wahrscheinlich gut daran, nicht zuviel von sich preiszugeben, um sich dieser potentiellen Vulnerabilität nicht auszusetzen.
    So in etwa würde ich Herrn di Lorenzos Worte interpretieren oder ergänzen.

    Grundsätzlich ist es kein schönes Gefühl, dass hier Kommentare einfach ersatzlos gestrichen werden.

    Viele Grüße
    Karin

  29. Katharina
    9. Oktober 2009 um 00:48

    Ja Karin,
    danke für Ihren Bericht. Das hat sich gelohnt, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, sich an den Moment in dieser Sendung zu erinnern. Ein guter Gedanke, mit der Verletzlichkeit durch das auf sich beziehen der Reaktionen der anderen. Schlingensief hat das ja auch oft gesagt, wie er sich dadurch kaputt gemacht hat, in dem er sich immer die Verisse mit ins Bett nahm. Dieser Mechanismus des Auf-Sich-Beziehens der Äußerungen anderer scheint typisch zu sein, wer kennt das nicht? Und schließlich will man ja auch, dass sich die anderen auf einen selbst beziehen. Oder warum teilt man sich oder von seiner Krankheit mit?
    Und wenn man dann mit Ablehnung oder gar Angriffen konfroniert wird, dann zieht man denn Selbstschutz dem zu sehr verletzt Werden (entsprechen der Aussage von Giovanni di Lorenzo) vor.
    Ein Glück, dass Schlingensief die Größe hat, anders aufzutreten, und so klug ist, das, was da passiert, auch zu sagen. In einem seiner vielen Interviews hat die Schiedlichmachung von “ich” und “du” so dargestellt: es geht hier nicht nur um sein Leiden, sondern darum, dass der Betrachter sich dazu verhalten müsse.
    Und das hat Giovanni ja versucht, er hat von sich aus gesprochen und nicht, wie andere Journalisten, dass Schlingensief besser schweigen solle.
    Nun ja, jetzt gute Nacht,
    Katharina

  30. Karin
    9. Oktober 2009 um 14:50

    Hallo Katharina,

    Ihr Satz “Dieser Mechanismus des Auf-Sich-Beziehens der Äußerungen anderer scheint typisch zu sein, wer kennt das nicht? Und schließlich will man ja auch, dass sich die anderen auf einen selbst beziehen. Oder warum teilt man sich oder von seiner Krankheit mit?” macht mich nachdenklich.

    Ich spüre ein leichtes inneres Sträuben und bin nicht sicher, ob es fundierter Widerspruch ist, oder Unbehagen darüber, dass das so stimmen könnte.

    Spontan fällt mir ein:
    Nein, es gibt durchaus Menschen, die die Äußerungen anderer nicht auf sich beziehen!
    Sie empfinden und werten (wenn überhaupt notwendig) diese Äußerungen eines anderen Menschen als Offenlegung seiner gegenwärtigen Gedanken und/oder Gefühle.
    Wobei diese klugen Exemplare unserer Gattung sich bewusst sind, dass die gegenwärtigen Gedanken und Gefühle eines Menschen ungeheuer veränderlich und vergänglich sind, will sagen, schon innerhalb der nächsten Minuten und Stunden kann etwas ganz anderes in dieser Person und in ihrem “Inneren” passieren.
    Dieses Innere ist selbstverständlich nicht unabhängig von äußerem Geschehen, so dass der Geisteszustand des jeweiligen Protagonisten abhängig ist von aktuellen Ereignissen, Menschen und Meinungen sowie Machtverhältnissen und seiner Gefühlslage insgesamt.
    Wie allgemeingültig, bedeutend und auf “mich bezogen” ist folglich seine aktuelle Befindlichkeit und Äußerung?
    Wohl ziemlich gering, um nicht zu sagen, verschwindend gering.

    Er bezieht sich, folgt man obigem Denkansatz, nicht in erster Linie auf mich, sondern auf seine aktuellen inneren und äußeren Umstände. Da diese, wie oben vorausgesetzt, sehr veränderlich sind, kann seiner Haltung mir gegenüber nicht allzuviel Gewicht beigemessen werden.

    Ob sie überhaupt auf mich bezogen ist, ist fraglich.

    Natürlich, der andere reagiert auf mich und meine Äußerung, meine Körperhaltung, meine Einstellung, mein Verhalten und meine Anwesenheitheit -

    aber immer innerhalb der ihm gegebenen und zugrundeliegenden gegenwärtigen Umstände, unter Einbeziehung aller vergangenen Umstände, die ihn geprägt haben.

    Ich selber bin da nur noch das Tüpfelchen auf dem I.

    Liebe Katharina, dieser philosophische Diskurs klingt hoffentlich nicht zu distanziert und abstrakt, denn im wirklichen Leben gehöre ich auch eher zu den Leuten, die sich die Äußerungen anderer “zu Herzen” nehmen.
    Allerdings oft völlig unnötigerweise.

    Wenn also ein Journalist schreibt, Herr Schlingensief solle besser schweigen, sagt das ca. 80% über seine persönliche Geisteshaltung aus und hat nur schlappe 20% mit den Äußerungen Schlingensiefs zu tun, um es mal mit einer nicht verifizierbaren Prozentzahl zu veranschaulichen.

    Es deutet darauf hin, dass der Journalist mit diesen Veröffentlichungen von Krankheitszuständen entweder überfordert, überlastet ist oder sich davon in irgendeiner Weise bedroht fühlt.
    Er reagiert mit Ablehnung ODER Akzeptanz, die beiden Pole, innerhalb derer sich das menschliche Empfinden abspielt.

    Das ist sein gutes Recht, was anderes kann er naturgemäß nicht tun!

    Giovanni ist nun ein Beispiel für den Gegenpol “Akzeptanz”…erfreulich, aber eben auch seinem gegenwärtigen Geisteszustand geschuldet.

    Wenn ich nur in der Realität auch so logisch und besonnen wäre…(seufz).

    Viele Grüße und
    einen schönen Freitag noch,

    Karin

  31. Ernst
    10. Oktober 2009 um 22:55

    Lieber Herr Schlingensief,

    behalten Sie Ihren Kurs bei.

    Es ist einfach, mit sensationsheischenden “Schlagzeilen” (Schlag-Zeilen) Aufmerksamkeit zu erregen und dagegen mühsam, sich mit weniger Resonanz zufriedenzugeben, wenn man gewohnt ist, eine Lawine an Reaktionen auszulösen.
    Vielleicht auch langweiliger.
    Die Töne kommen ruhiger, langsamer, aber die Melodie ist wohltuender.
    Hört man zu, klingt es auch viel entspannter und melodiöser als das ohrenbetäubende orchestrale crescendo, oder wie das heißt.

    Alles gute für Sie und Ihre Freunde,

    freundliche Grüße
    Ernst

  32. Lina
    11. Oktober 2009 um 21:06

    Der Abend gestern im thalia war relativ lang und Herr Schlingensief hat verdammt viel geredet. Wieder mal ist aufgefallen, dass er dazu neigt die Dinge schwarzweiß zu sehen und sich zu versteigen in hot ideas. Und es war frech dort den raum zu nutzen um eine werbeveranstaltung abzuhalten und mit den zetteln zu winken, als ob die leute da mal schnell fertig werden sollen mit geld abspritzen. Didaktisch und menschlich war das aus diesem grund ein schwieriger abend. Natürlich sind die Themen von denen er spricht spannend, ganz voran die Afrika Sehnsucht. Aber ich bin echt sauer darüber, dass er hier diesen demuts-kram nicht von der seite nimmt. kein mensch möchte das immer wieder sehen und entdecken, dass dieses kurz reingehackte hier einfach vergammelt.

    Lina

  33. Carlos
    16. Oktober 2009 um 10:53

    Holà Lina, holà amigos, holà Christophoro,

    wir sind zurück aus der atacama, eine grandiose Wüste, fantastico. Und Himmel voller Sterne…estrellado.

    Sehr kalt in der Nacht, aber wie ich fühle, ist es hier in Deutschland fast noch kälter.

    Überhaupt, ich hoffe voller Sehnsucht auf eine Nachricht von dulce sugar, mi amor, wer hat etwas von ihr gehört?

    tengo frio,
    Carlos

  34. Katharina
    17. Oktober 2009 um 00:23

    (Antwort auf 30.)

    Hallo Karin,
    habe mich gefreut, dass sich da ein solcher – ja man kann sagen philosophischer – Diskurs mit Ihnen entwickelt. Wunderbar. Gerade auch Ihr letzter Beitrag.
    Nun ist dieser nicht mehr (zumindest derzeit) zu steigern, kein weiterer Gedanke, keine weitere Entdeckung hinzuzufügen. Ich denke, hier findet die Auseinandersetzung und Aufregung zu den Reaktionen um die Veröffentlichung der eigenen Krankheit zu ihrer Begründung. In anderen Worten (Ihre Ausführungen interpretierend): jeder spricht von sich selbst.
    Und jetzt geh ich doch ein wenig weiter: ich denke, es geht doch, sich auf den anderen zu beziehen. Das heißt von diesem Erkennen ausgehend, den anderen zu fragen: ‘von was sprichst Du eigentlich? Erzähl doch mal.’
    (Glauben Sie nicht, dass ich so besonnen wäre, das so tun zu können. Ich würde es gerne können.)
    Zum Beispiel könnte man auch fragen, was hat der Schlingensief, was macht der, das so viele Leute auf ihn abfahren? Gibt es ein gesellschaftliche Konstellation, warum er so gut ankommt? Oder übertrage ich damit nur mein eigene Resonanz auf Christoph Schlingensiefs Auftreten und verallgemeinere, was nicht zu verallgemeinern ist?

    Gute Nacht,
    Katharina

  35. ugly kid joe
    18. Oktober 2009 um 09:22

    have a nice sunday, guys!

    wenn ich an dieser stelle das gepflegte akademische gespräch der ladies unterbrechen darf…

    heute morgen spielte mein lieblingssender folgenden song

    die nacht ist um und stumm denkst du dir was kommt rumwenn ich rumhaeng wenn ich abhaeng frage nehm ich mir das krumm du machst die augen auf mach sie auf mach die augen auf und dann fragst du manno mann obich das auch so machen kann kann ich sein wie die andern muss ich wie die andern sein oder muss ich alleine wandern gibt es eine antwort nein du schaust in dich allein hinein und ploetzlich wird es still heyich weiss was ich bin und ich muss
    machen was ich will wann jetzt mann wann jetzt richtig denn du sagst ich kann alles andre ist nicht wichtig jetzt kommt es auf dich an denn du brauchst nicht zu vergleichen denn was gibst schon zu erreichen lass die zeit deines lebens nicht nur einfach so verstreichen sonst verschwindet sie ist weg kommt nicht wieder ist ums eck ohnesinn und ohne zweck dreck wie ein ungedeckter scheck egal was dermensch von gegenueber von dir haelt da stehst du drueber warum du bist zu geil fuer diese welt

    herzlich willkommen zu ihrem leben in dem sie die hauptrolle spielen der eintritt ist frei alles weitere liegt in ihrer hand und wir wuenschen ihnen viel spass und gute unterhaltung bei dem leben ihrer wahl

    und ab dafuer vor der tuer stehst du hier dein gespuer sagt dir runter mit der schminke mit der klinke drueck die tuer drueck sie auf mach die tuere auf stoss sie auf zack bei dir ist alles im alles im alles im alles im lack bei dir gehts ab und du sagst mannomann sieh mal an was ich soalles machen kann ist alles wasich kann ist alles mann denn du uehlst was du willst weisst was duwillst tief in dir drin kommt dirin den sinn jetzt weiss ich wasich bin ich bin zu geil du bist zu was ich bin zu geil wieviel zugeil na viel zu geil fuer was zugeil zu geil fuer diese welt du bistzu geil ich bin zu was du bistzu geil wieviel zu geil na vielzu geil fuer was zu geil zu geilfuer diese welt du weisst ichweiss du lebst dein leben nureinmal nur einmal nur einmales ist egal was andre sagenhey du hast die wahl du bistder star in deinem film deinegeschichte ist wahr der film heisstleben und in deinemleben bist du der star

  36. ugly kid joe
    18. Oktober 2009 um 09:37

    hi,
    von Dr. Kevin Brown erhielt ich den passenden link, nur falls jemand sich das lied anhören möchte, es ist ziemlich gut!

    http://www.youtube.com/watch?v=l0p6fRofARE

    best wishes

    ukj

  37. Karin
    18. Oktober 2009 um 17:56

    Liebe Katharina,

    was will uns ulcy kid bloß sagen?

    Da könnte doch der Satz von Dir gleich Eingang finden: ‘von was sprichst Du eigentlich? Erzähl doch mal.’

    Nach einigen Tagen Abstand finde ich das gar nicht mehr so non plus ultra, was ich da neulich zum Thema “sich auf andere beziehen” geschrieben habe.
    Inzwischen hat sich die Achse ein Stück weitergedreht und hier siehts nun wieder ein bißchen anders aus. Muss mich also neu orientieren.

    Grundsätzlich würde ich “unser” Fazit bejahen: jeder spricht von sich selbst -
    aber gleichzeitig sind wir wie Instrumente oder Resonanzkörper, die auch von den Tönen der anderen in Schwingung gebracht werden.

    Also doch nie ganz unabhängig…sondern vielmehr in gegenseitiger “Beschwingung”.

    Diesen Faden werd ich mal in Ruhe weiterknüpfen, aber wenn Du/Sie mögen, freue ich mich über weitere gegenseitige Denkanregungen und Mitteilung.

    Viele Grüße
    Karin

  38. Ernst
    21. Oktober 2009 um 19:00

    Hallo und guten Abend verehrte Leser und LeserInnen,

    weiter oben stellte jemand die Frage “was hat der Schlingensief, dass so viele Leute auf ihn abfahren! – oder so ähnlich.

    Ich für meine Person hatte bisher keine Ahnung, dass ich auf ihn “abfahre”, aber ich gebe zu, er ist eine schillernde und faszinierende Persönlichkeit.

    Wäre ich eine Frau, würde ich vielleicht sagen, er hat schöne Hände oder so hübsche braune Augen oder etwas romantisierendes in der Richtung.

    Nun als Mann kann ich nur sagen, ich fand früher immer, er hatte eine große Klappe, aber wenigstens auch was dahinter, denn er hat ja wirklich was zu erzählen.

    Heute würde ich sagen, die Frage sollte besser lauten: Was hat Herr Schlingensief NICHT, dass er sich so signifikant von NormalverbraucherInnen abhebt?

    Da ich ihn ja leider persönlich nicht kenne, kann ich darüber nur eher schwammige Aussagen machen.
    Ich glaube, was er NICHT hat, sind die vielen geistigen Beschränkungen, die unsereins davon abhalten, bestimmte künstlerische Ideen in Vorhaben oder Aktionen UMZUSETZEN.
    Er macht es einfach – obwohl es sicher nicht EINFACH ist – er macht es, das ist es.
    Er redet viel, aber er macht auch viel.

    Das ist in der heutigen Zeit ein Silberstreif am Horizont, wo die meisten nur quatschen, aber nichts dergleichen tun.

    Irgendjemand sagte mal, wenn es Christoph Schlingensief nicht gäbe, müsste er erfunden werden. Dem schließe ich mich an – ohne irgendwelche Geldgeschenke für diese Komplimente zu bekommen.

    Würde sogar noch einen Schritt weitergehen, und sagen, der Prototyp Schlingensief sollte in größeren Mengen “produziert” werden und möglichst nicht durch Krankheiten aus der Bahn geworfen werden.

    Mich selber finde ich aber auch nicht übel, nur eben etwas selten.

    Hoffe, hier konstruktiv zu ihrer Diskussion beigetragen zu haben und wünsche noch einen schönen Abend,

    freundliche Grüße
    Ernst

  39. Rüdiger
    22. Oktober 2009 um 18:26

    Zum Weiterdenken

    Hallo Karin und Ernst, zu Euren Beiträgen mein Kommentar:

    Zitat vom 6. 10.:

    Zumindest von Ihrem Kommentar ist bei mir hängen geblieben, dass Sie schrieben, Herr di Lorenzo habe im Talk um 3nach9 sehr einfühlsam Herrn Schlingensief eröffnet, dass es ihn (G.d.L.) selber “zu sehr verletzen” würde, solche privatesten Innenansichten wie in “Tagebuch einer Krebserkrankung” zu veröffentlichen.

    Diese „privaten Innenansichten“ haben mir selber sehr geholfen. Nun weiß ich, dass es Menschen gibt, die ähnlich denken wie ich.
    Mit der Verletzlichkeit das hat wohl damit zu tun, wie weit man seine eigene Person angenommen hat, so wie sie ist. Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst…
    Als einzigartiges Geschöpf Gottes kann ich alles von mir preisgeben, denn ich bin eben so.
    Leider brauchen Andere Opfer, um sich überlegen fühlen zu können. Das kann natürlich verletzen, aber sei’ drum…

    Proust: Wir sind alle Tote, die darauf warten, ihren Posten einzunehmen.

    Zitat vom 17. 10:
    Zum Beispiel könnte man auch fragen, was hat der Schlingensief, was macht der, das so viele Leute auf ihn abfahren?

    Schlingensief wagt es, alles bis ins Letzte zu hinterfragen. Das mach ihn attraktiv, aber auch provozierend für bestimmte Leute. Es gibt ja so viele Ungereimtheiten auf dieser Welt, und um einen Weg zu finden, brauche zumindest ich Gott.

    Schlingensief verurteilt das schlechte Vertriebssystem der Kirche. Ok.
    Aber gleichzeitig fällt er auf das perfekte Vertriebssystem der Pharmaindustrie rein. Und macht Chemotherapie (besser gesagt schleichende Vergiftung), weil ein netter Professor ihm das nahe legt. Wie schade. Er könnte z.B. unter die Afrikaner gehen, so leben wie sie, und wäre nach zwei Jahren gesund. Aber er opfert sich für uns auf. Auch hier ein wahrer Christ.

  40. ugly kid joe
    22. Oktober 2009 um 20:20

    whats up, rüdi ???
    `
    Er könnte z.B. unter die Afrikaner gehen, so leben wie sie, und wäre nach zwei Jahren gesund. Aber er opfert sich für uns auf. Auch hier ein wahrer Christ.
    `
    wie meinst du das?

    also für mich soll sich niemand aufopfern, bitte sich auch nicht schleichend vergiften, ob christ oder nicht.

    da hab ich nix von…

  41. Karin
    22. Oktober 2009 um 20:55

    Hallo Rüdiger,

    ihre Gedankengänge kann ich gut nachvollziehen -
    bis auf den letzten Abschnitt.

    Wenn ich sowas lese, kommt mir “Christsein” oder “katholisch” sein wie eine Krankheit vor, eine Art Gehirnwäsche, die aus dem Organismus nicht mehr herauszubekommen ist und alles kontaminiert.
    Diese Überzeugung “sich opfern” zu sollen auf eine selbstbestrafende oder selbsterniedrigende Weise, das kann nicht gesund und stärkend sein.
    Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.

    Und lieber Rüdiger, wie kommen Sie auf die (hahnebüchene) Idee, wenn man 2 Jahre lebt “wie die Afrikaner”, sei man gesund?
    Sind die Afrikaner alles gesund? Kann ein Europäer ohne weiteres die Lebensweise eines Afrikaners adaptieren, ist sein Organismus dafür geeignet?

    Gibt es Fälle, wo schwere Krankheiten “einfach so” in der heißen afrikanischen Sonne dahingeschmolzen sind?

    Und ist Chemotherapie zwar ein starkes vernichtendes Mittel im Immunsystem, aber braucht die Krebszelle nicht auch einen “starken Gegner”, also ein “Gegengift”?

    Was denken Sie in diesem Fall über den Placebo-Effekt, also dass etwas tatsächlich giftig wirkt, wenn ich fest daran glaube?

    Viele Grüße
    Karin

  42. Katharina
    23. Oktober 2009 um 00:29

    Dankeschön, dankeschön …
    … für die ersten Antworten auf meine Frage: “was hat der Schlingensief, was macht der, dass so viele auf ihn abfahren?”

    Und bitte, wenn Ihnen dazu noch etwas einfällt, schreiben Sie es. Insbesondere: was spricht er an? Wo kommt er mit Ihnen und auch anderen Leuten in Resonanz?

    Liebe Karin, knüpfen Sie den Faden in Ruhe weiter, ich freue mich darauf und grüße Sie herzlich!

    Katharina

  43. Rüdiger
    24. Oktober 2009 um 12:27

    Liebe Karin,

    ich glaube schon, wenn man mal wirklich diesen ganzen Stress hier hinter sich lässt und in eine ganz andere Lebensweise eintaucht, dass das zur Gesundung führen kann. Unsere Lebensweise hier ist ein ganz wichtiger Grund für die Entstehung von Krebs. Krebs ist eine typische Zivilisationskrankheit der westlichen Welt. Meine Tochter war ein paar Wochen in Kamerun, dadurch habe ich etwas von der Lebensweise dort mitbekommen.
    Deshalb meine persönliche Ansicht: wenn Schlingensief wirklich wollte, könnte er Wege zur Gesundung finden, eben indem er mal alles loslässt, was ihn hier festhält und eine Zeit lang “untertaucht”.
    Aber er ist ja so mit diesem Getriebe hier verbunden, und möchte die Leute aufrütteln, was ich ganz toll finde, aber es geschieht zu seinem eigenen Schaden. Daher der Gedanke, er opfert sich auf für uns. Und das hat eben auch Jesus getan, damit es uns gut geht und wir Freiheit haben.
    Jedenfalls werde ich dadurch mit meiner eigenen Krebskrankheit besser fertig.

    Viele Grüße von Rüdiger

  44. ugly kid joe
    24. Oktober 2009 um 15:45

    mir wird richtig übel, wenn ich das lese: auch jesus hat sich für uns aufgeopfert, “damit es uns gut geht und wir freiheit haben”, sorry musste mich gerade erbrechen.

    wenn unser freund aus nazareth gestorben ist, dann weil irgendwelche machtbesessenen bürokraten ihn weg haben wollten, öffentlich hingerichtet wurden nach und vor ihm ZAHLLOSE menschen, die anderen ein dorn im auge waren.
    jesus ist also eines gewaltsamen todes gestorben, OBWOHL er die besten absichten hatte und einen haufen gute werke vollbracht hat und die welt verbessern wollte durch seinen glauben und die verbreitung der begeisterung über seinen glauben und so weiter und so weiter.

    aber um himmels willen, wer hat dir eingeredet, dass der gestorben ist, DAMIT wir frei sind. und es uns gut geht.
    bist du frei, geht es dir gut?
    und das, weil jesus FÜR DICH gestorben ist.

    sorry, da kommt der würgreiz wieder…

  45. Carlos
    25. Oktober 2009 um 08:37

    Holà amigos, holà Rudiger,

    wer soll den aufgerüttelt werden und warum-

    por qué ?

    Buenos dias

    Carlos

  46. Rüdiger
    25. Oktober 2009 um 19:21

    Hallo Carlos,

    aufgerüttelt werden sollen genau die, die sich durch jemanden wie Schlingensief provoziert fühlen. Und das ist für unsere schlafende Gesellschaft ganz wichtig! Wir wollen ja nicht wieder so einen tollen Führer haben, der uns in den Krieg gerissen hat und wo die Mehrheit stillschweigend mitmachte.

    Und deshalb ist auch die Friedensbotschaft von Jesus so wichtig, denn wer sagt schon etwas wie: Liebet eure Feinde.

    Der liebe Schlingensief ist ja leider nicht mehr autonom, sondern Spielball seiner Ärzte. Auch da gibt Jesus eine Freiheit, die mir bei der Heilung hilft (Leukämie), o h n e Erbrechen!

    Zum Thema Krebs siehe meine Internetseite http://www.krebsalarm.de

    Schluss für heute,
    einen schönen Sonntagabend!
    Gruß Rüdiger

  47. Karin
    26. Oktober 2009 um 11:30

    Lieber Rüdiger, holà Carlos, liebe Katharina…

    zu der Antwort Nr.46 fällt mir spontan ein, die Frage an Rüdiger zu stellen:
    Kann es sein, dass du für deine tiefsten Wünsche und Motive in Herrn S. eine geeignete Projektionsfläche gefunden hast?
    Ich weiß, das ist inzwischen eine abgenudelte psychologisierende Phrase, die “Projektion” eigener unbewusster Vorgänge nach außen.

    Bei allem Verständnis für deine Abneigung gegen faschistoide Führungstendenzen und ein schweigend mitlaufendes Volk – da bin ich ganz deiner Meinung – aber ich habe meine Zweifel, ob Christoph Schlingensief der erlösungbringende Antifa-Held ist, der nun den Menschen endlich die Augen öffnet.
    Und ob er das auch wirklich bei vollem Bewusstsein sein möchte?
    Und brauchen wir das? Sind unsere Augen nicht längst geöffnet?

    Lieber Rüdiger, ich habe deine Internetseite noch nicht besucht, aber ich wünsche dir von Herzen einen erfreulichen Verlauf deiner Leukämie-Erkrankung und dass es dir gutgeht.

    Viele Grüße
    Karin

  48. Rüdiger
    26. Oktober 2009 um 12:45

    Hallo Karin,

    ich wollte eben auch etwas provozieren, natürlich kann man Schlingensief nicht mit Jesus vergleichen.

    Trotzdem finde ich es so wichtig, dass Menschen eine eigene Meinung haben und sich nicht vom Mainstream fortreißen lassen. Unsere Augen sind längst nicht geöffnet, wenn ich z.B. sehe, was in unserem Gesundheitssystem geschieht. Die Leute werden immer kränker, schon die Schüler brauchen einen Psychologen, es gibt immer mehr geistig Kranke, überall in der Gegend hier werden neue Kliniken gebaut, hauptsächlich Psychiatrie. So könnte ich noch viele Missstände anführen.

    Deshalb sind Tiefdenker wie S. so wichtig!
    Und autonome Patienten, die sich nicht nur behandeln lassen, sondern selber etwas für ihre Gesundheit tun.

    Viele Grüße, Rüdiger

  49. Katharina
    31. Oktober 2009 um 21:58

    Ein kleiner Beitrag zum aktuellen Verlauf des Diskurses (der erfreulich viele Aspekte anspricht): ob Schlingensief die Augen öffnet, kann ich nicht sagen. Was er aber macht: er spricht öffentlich etwas an, was bisher so nicht angesprochen wurde. Er bringt Erfahrungen und Vorgänge zur Sprache, die in der Gesellschaft laufen und bisher verschwiegen wurden. Er gibt Kranken eine Stimme, in dem er sich selbst zu Wort meldet und die Wortmeldung anderer in diesem Forum, aber auch auf der Bühne ermöglicht. – Kurz gesagt: er bringt zu Gehör. Dadurch bringt er Kommunikation in Gang, wie es Bilder und Schrift allein nicht vermögen.
    Und er kann das wie kein anderer – auch weil er in der Öffentlichkeit diesbezüglich so gut ankommt wie kein anderer.
    Ob er sich dabei opfert, indem er für uns alle (nicht nur den Kranken, sondern dem gesamtgesellschaftlichen Klima durch sein Befreiungshandeln) viel gibt, ist eine gute Frage.
    Und wie weit das Opfer geht: nicht jeder, der ein Opfer gibt, muss gleich sein Leben lassen.
    Christoph Schlingensief wünsche ich, dass er sich rechtzeitig zurückzieht und sich seiner Aussage, nicht mehr überall dabei sein und alles machen zu müssen, erinnert. Mir und uns wünsche ich, dass wir ihn noch noch lange auf dieser schönen Erde wissen.
    Soweit für heute,
    schöne Grüße,
    Katharina

  50. Kaspar
    21. November 2009 um 17:30

    Liebe Schreiber und Schreiberinnen,

    hier sind viele kluge und für mich hilfreiche Gedanken niedergeschrieben worden. Dieser intellektuelle Austausch ist für mich sehr hilfreich.

    @
    Hallo Karin,

    ich habe soeben Dein posting (Nr.30)gelesen und finde deine Ausführungen zum Thema “Äußerungen Anderer” und dem Umgang mit ihnen, großartig!!!

    Herzliche grüße an alle,

    Kaspar

Schlingensief fragt

Dr. Schlingensief liefert in der neuen Rubrik seine neuesten und dringlichsten Gedanken zu Krebs, Angst und zum Patientendasein. Er berichtet aus der eigenen Krankenakte, erzählt was ihm geholfen, was ihm weniger geholfen hat und sucht dabei nach der Autonomie des Patienten. Schauen Sie rein, kommentieren Sie und wenn Sie anderer oder doch der gleichen Meinung sind, starten Sie Ihren eigenen Dialog!

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Arbeiten von Patienten

Brigitte T.
Bild „nach Krebserkrankung“
Falko und Sabine T.
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